Grenzenloses Gottvertrauen und wachsame Besonnenheit

von Thorsten Lehr

Die Ereignisse und Entwicklungen der letzten Wochen, Tagen und Stunden haben vielen Menschen in unserem Land und in der ganzen Welt verunsichert. Die Dichte an Pressekonferenzen, Krisengipfeln und Eilmeldungen war selten so hoch wie in diesen Tagen. Die Frage, wie sich die Dinge weiterentwickeln werden, ist in vielen Bereichen noch ungeklärt. Diese Unsicherheit trägt unweigerlich dazu bei, dass Menschen Fragen haben, Fragen, die sie beunruhigen, Sorgen machen und Ängste hervorrufen. Wie gehen wir als Christen mit diesen Fragen um? Wie verhalten wir uns angesichts besorgniserregender Umstände in dieser Welt?

Extreme und einseitige Haltungen sind in der Regel selten zielführend. Eine einseitige Haltung wäre es zum Beispiel zu sagen: „Was in der Welt um uns herum passiert, hat uns als Christen nicht zu interessieren. Wir brauchen uns nicht zu fürchten und zu sorgen. Gott wird uns bewahren in allen Krisen und wenn nicht, dann ist es eben sein Wille und seine Verantwortung“. Das klingt vielleicht beim ersten Hören fromm und geistlich, ist es aber in Wahrheit nicht.

Sorgen und Ängste zulassen

Gott hat uns beauftragt Verantwortung für diese Welt zu übernehmen, das heißt, dafür zu sorgen, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zur Bewahrung und Erhaltung der Schöpfung und ihrer Geschöpfe beizutragen. Es kann und darf uns also nicht egal sein, was in der Welt um uns herum passiert. Als verantwortungsvolle Christen sollten wir in Krisenzeiten die Sorgen und Ängste der Menschen um uns herum nicht einfach ignorieren oder ausblenden.

Man kann natürlich bei aller Sorge um diese Welt und um das eigene Leben aber auch von der anderen Seite des Pferdes fallen. Wenn mich die Ereignisse dieser Welt so belasten, ängstigen und sorgen, dass ich mutlos, hoffnungslos und resigniert werde, nehme ich auch eine einseitige und damit problematische Haltung ein. Panik, lähmende Angst und Verzweiflung sind in Krisenzeiten nicht die Haltung, die unsere Gedanken und unser Herz bestimmen sollten.

Und doch merken wir, wie schwer es uns oft fällt in notvollen und herausfordernden Zeiten, hoffnungsvoll und voller Gottvertrauen durchs Leben zu gehen und in allem an der Verheißung Gottes täglicher Gegenwart festzuhalten. Wie also umgehen mit der Verantwortung und Sorge um diese Welt auf der einen Seite und dem gleichzeitigen Gottvertrauen und der hoffnungsvollen Zuversicht und Gelassenheit auf Gottes souveränes Handeln auf der anderen?

Was sagt die Bibel dazu?

Zwei Verse aus dem ersten Petrusbrief können uns dabei helfen in Krisenzeiten einen ausgewogenen Blick auf die herausfordernden Dinge des Lebens zu bekommen. Petrus schreibt dort: „Legt alle eure Sorgen bei ihm ab, denn er sorgt für euch. Seid besonnen, seid wachsam! Euer Feind, der Teufel, streift umher wie ein brüllender Löwe, immer auf der Suche nach einem ‚Opfer‘, das er verschlingen kann.“ (1. Petrus 5, 7-8)

Petrus beschreibt die Situation der Christen in Kleinasien mit drastischen Worten. Die Umstände und Anfechtungen, mit denen der Widersacher den Christen damals begegnet, vergleicht er mit einem brüllenden Löwen, der umherzieht und auf der Suche nach Beute ist. Mitten hinein diese äußerst herausfordernde Situation empfiehlt Petrus den Christen nun zwei Dinge zu tun:

  1. Legt alle eure Sorgen bei ihm ab, denn er sorgt für euch.
  2. Seid besonnen und seid wachsam!

Grenzenloses Gottvertrauen gepaart mit wachsamer Besonnenheit – das ist die Empfehlung, die Petrus den Christen damals in ihrer notvollen und herausfordernden Krisenlage gegeben hat.

Gottvertrauen und besonnenes Handeln schließen sich bei Petrus nicht aus. Ganz im Gegenteil, sie gehören unmittelbar und unbedingt zusammen. Ich glaube die Kombination aus Gottvertrauen und besonnenem Handeln hat nichts an ihrer Aktualität verloren – gerade in Zeiten, wie wir sie jetzt erleben. Und wir sollten uns davor hüten, das eine gegen das andere ausspielen zu wollen!

Gottvertrauen heißt nicht, den Verstand auszuschalten

„Alle eure Sorgen werfet auf ihn, denn er sorgt für euch!“ – Dieser Satz hört sich so leicht an und ist doch einer der schwersten in der Bibel! Vielleicht kann ein erster Schritt für dich sein, dir bewusst zu machen, dass es sorgenvolle Situationen in deinem Leben gibt, Situationen in denen dir die Hände gebunden sind und vor denen du ohnmächtig stehst. Dann habe den Mut und das Vertrauen, dir deine Ohnmacht einzugestehen und lass dich ganz vertrauensvoll in Gottes Hände fallen zu.

In all dem grenzenlosen Gottvertrauen will ich dich aber auch, so wie Petrus es getan hat, einladen und ermutigen, besonnen und wachsam zu sein. Gottvertrauen heißt nicht unseren Verstand auszuschalten und untätig alles auf uns zukommen zu lassen. Wir sind eingeladen, weise, besonnen und verantwortungsvoll mit herausfordernden Situationen und Krisen umzugehen.

Vielleicht ist der Umgang mit der Coronakrise eine herausfordernde, aber auch gute Möglichkeit, beides zu leben und zu lernen? Wir wissen uns in Allem ganz und gar in Gottes Hand und vertrauen ihm uns und unser Leben an und müssen deshalb weder mit panischem Aktionismus, noch mit lähmender Angst auf die Situation reagieren. Gleichzeitig gehen wir wachsam, verantwortungsvoll und weise mit der Situation um. Wir beachten ärztliche Empfehlungen und gesundheitliche Hinweise.

Ich wünsche uns für die großen und kleinen Krisen unseres Lebens den Mut und die Kraft der Einladung des Petrus zu folgen. Grenzenloses Gottvertrauen und wachsame Besonnenheit ist der beste Umgang mit den Krisen und Herausforderungen unseres Lebens!

Predigt vom 15. März 2020. Zu sehen hier.

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